Die Begriffe Schnitt, Montage und Editing beschreiben die vielschichtige und komplexe Arbeit des*der Filmeditor*in. Jeder dieser Begriffe verweist auf einen Teilbereich der Arbeit, zusammen veranschaulichen sie die wesentlichen Aspekte des kreativen Arbeitsprozesses: Auswahl, Zusammenstellung und Timing. Die einzeln gedrehten Aufnahmen werden im Schnitt zu einer filmischen Kontinuität verknüpft – zu einer emotional und intellektuell nachvollziehbaren Synthese.
„Die Idee, dass man im Voraus den Film im Kopf haben kann, stimmt nur bedingt. Man kann sich natürlich vorstellen, wie Einstellungen zusammenpassen werden, was ja sehr hilfreich ist, um den Film zu drehen. Aber ab dem Moment, wo man im Schneideraum sitzt und das Material anschaut, fängt man bei null an.“
(Mathilde Bonnefoy)
„Am Schneidetisch wird ein zweites Drehbuch erstellt, das bezieht sich auf das Tatsächliche und nicht auf die Absichten. Am Schneidetisch […] erfährt man die Eigenständigkeit des Bildlichen.“
(Harun Farocki)
Das Schneiden, war besonders zu Zeiten des analogen Schnitts (mit physischem Filmmaterial) der offensichtlichste Teil der Arbeit. Aber auch heute hat sich daran trotz digitaler files und Computer-Schnittprogrammen nur technisch – nicht aber inhaltlich etwas geändert: die Auswahl des besten bzw. das Ausmustern des weniger guten Materials, das Bestimmen der jeweiligen Einstellungslänge und die Reihung bzw. Verknüpfung der einzelnen Takes.
Aber auch weniger offensichtliche Arbeitsschritte liegen im Verantwortungsbereich des*der Filmeditor*in, wie die Optimierung der dramaturgischen Erzähl- und Spannungsbögen, die Präzisierung der Geschichte und das Herausschälen der übergeordneten Erzählung. Die Filmeditorin oder der Filmeditor beurteilt in variierend enger Zusammenarbeit mit der Regie die Wirkung von Einstellungen, Szenen und des gesamten Erzählbogens und montiert aufgrund dessen den endgültigen Ablauf der Einstellungen.
Nicht funktionierende Handlungsabläufe oder Durchhänger im emotionalen Bogen der Erzählung und in der Spannung werden identifiziert und alternative Lösungen dafür gesucht. Das winzigste Detail ist genauso wichtig wie das große Ganze. Auf diese Weise wird der Film zu seinem Wesenskern gebracht, d.h. editiert.
So entsteht Film zu einem wesentlichen Teil durch die Montage: aus Bild- und Tonfragmenten wird eine Konstruktion, werden Erzählstränge, Gefühle, Sinnzusammenhänge.
Vor allem der Dokumentarfilm, wo es kein fixes Drehbuch geben kann und wo oft nur lose Konzepte vorliegen, entsteht zum größten Teil im Schnittprozess. Wie ein*e Bildhauer*in schlägt der*die Editor*in die Erzählung aus dem Rohstoff des Materials.
Um dies bewerkstelligen zu können, brauchen Filmeditor*innen ein hohes Maß an dramaturgischem Verständnis, optische und akustische Vorstellungskraft, Musikalität, Flexibilität, Konzentrationsfähigkeit und vor allem Einfühlungsvermögen in die Konzepte von Drehbuch und Regie ebenso wie in die Emotionen der Zuschauer bei gleichzeitiger kritischer Distanz zum Material.
Das emotionale, empathische Verständnis ist genauso wichtig wie die intellektuelle Analysefähigkeit. Die Offenheit der Wahrnehmung und die Freiheit in der Beurteilung stehen jedoch an oberster Stelle.
Der*die Filmeditor*in wird in der Vorbereitungszeit meist herangezogen, um das Drehbuch auf Länge, Rhythmus und die dramatische Struktur zu untersuchen und sich gegebenenfalls durch Lesen von Grundlagenliteratur (inhaltlich), Überlegungen bezüglich spezieller Schnitttechniken (technisch) darin einzuarbeiten.
Es werden Vorgespräche mit Regie und Produktion geführt, um abzuklären, auf welchem Schnittsystem (Avid, Final Cut, Premiere, etc.) gearbeitet wird, einen Zeitplan zu erstellen und die Modalitäten eines*einer Schnittassisten*in zu vereinbaren. Außerdem wird mit der Regie die Auflösung ( die Umsetzung des Drehbuchs / der Idee in Bildsprache) besprochen und das künstlerische Konzept der Montage entworfen.
In der Regel erstellt der*die Filmeditor*in schon während der Dreharbeiten eine Vor-Auswahl des gedrehten Materials – in Rücksprache mit Regie und zumeist auch Kamera– und montiert einen ersten Rohschnitt in Abwesenheit der Regie.
Dies ist von großem Nutzen, da es in dieser Zeit klar werden kann, dass für die Erzählung wichtige Stränge fehlen oder in die falsche Richtung laufen oder überflüssig sein können. In früher Absprache zwischen Regie und Schnitt kann so bestimmt werden, wo nachgedreht, nachjustiert und umdisponiert werden werden muss.
Auch kann beim Rohschnitt die grundsätzliche Kompliziertheit des Materials eingeschätzt und eine eventuelle Korrektur der Schnitt-Zeit-Planung veranlasst werden.
Nach Beendigung der Dreharbeiten bzw. des Rohschnitts intensiviert sich der Dialog mit der Regie und durch dramaturgische Umstellungen, Streichungen, Verlängerungen, Kürzungen…, entsteht die endgültige Gestalt des Films. Bei der Montage handelt es sich also um eine enge Zusammenarbeit von Regie und Schnitt (sofern die Regie und die Produktion nicht die Hauptverantwortung dem*der Editor*in übergeben und erst das fertige Produkt abnehmen) bei der es um rhythmische, in großem Maße aber um dramaturgische und erzählerische Fragen und Entscheidungen geht.
Im Feinschnitt, dem letzten Schliff, legt der*die Filmeditor*in durch diffizile Verlängerungen oder Kürzungen und Feilung der Übergänge den finalen Erzählrhythmus fest.
Die Tongestaltung und der Einsatz von Musik fallen in den Verantwortungsbereich des*der Filmeditor*in, sofern diese die Dramaturgie der Erzählung beeinflussen.
Die technische Bearbeitung und kreative Gestaltung des Zusammenklangs der unterschiedlichen Tonebenen (Dialog, Geräusche, Effekte, Athmosphären etc.) werden meist – vor allem beim Kinofilm – von einem*einer Sounddesigner*in übernommen.
Der Schwerpunkt der Verantwortung der Regie liegt in der szenischen Gestaltung (= Inszenierung), die des Kameramenschen in der visuellen Gestaltung, die des*der Filmeditor*in in der Gewichtung und Strukturierung der gesamten Erzählung.
Zusätzlich muss der*die Filmeditor*in durch Kommunikation mit den einzelnen Departments der Postproduktion zu einer reibungslosen Endfertigung beitragen.
Bei der Erstellung von VFX-Einstellungen und Titeln obliegt es dem*der Filmeditor*in in Zusammenarbeit mit der Regie, die entsprechenden Fachleute künstlerisch und terminlich zu koordinieren. Dasselbe gilt für den Tonbereich (Filmmusik, Tonschnitt).
Die letzten Arbeitsschritte des*der Filmeditor*in sind die Begleitung der Mischung und die technische Endabnahme der DCP oder Filmkopie.
Der*die Montageassistent*in ist dafür verantwortlich, dass das Bild- und Tonmaterial, das vom Dreh in diversen digitalen Formaten oder auch auf Bändern (HDCam, Digibeta, Beta SP, etc.) angeliefert wird, ordnungsgemäß in die unterschiedlichen Schnittprogramme geladen, synchron angelegt, an alle Beteiligten weitergeleitet und für die Montage vorbereitet wird.
Der Aufgabenbereich besteht hauptsächlich darin, eine reibungslose Bearbeitung des gedrehten Materials bis hin zur Endfertigung zu gewährleisten.
Je nach Produktion ist der*die Montageassistent*in auch für das Verwalten des Originaldrehmaterials zuständig, welches systematisch geordnet werden muss.
Falls in unterschiedlichen Formaten ( NTSC oder PAL, SD oder HD ), unterschiedlichen Auflösungen, Framerates, etc. gedreht wurde, müssen diese auf ein einheitliches Format transcodiert werden, damit nach dem Picture Lock die technische Fertigstellung nachvollzogen werden kann.
Die Kommunikation mit dem Set, dem Postproduktionsbetrieb oder Kopierwerk für die Endfertigung des Filmes, sowie Exporte der täglichen Muster, diverser Filmfassungen und des Picturelocks für verschiedene Departments gehören ebenfalls zu den Aufgaben.
Nach der Tonmischung ist der*die Montageassistent*in fallweise für die Erstellung, meist jedoch für die Kontrolle von Musik- und Dialoglisten, sowie Untertiteln zuständig.
Oft schneidet der*die Montageassistent*in Zuspieler und Ähnliches selbstständig oder bearbeitet für den*die Filmeditor*in bestimmte Szenen mit Effekten.
Wichtige Anforderungen an eine*n Montageassistent*in sind Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, hohes Verantwortungsbewusstsein, Ordnungssinn, Organisationstalent, Kommunikationsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, audiovisuelles Gedächtnis, schnelles und präzises Reagieren und Kreativität beim Lösen von Problemen, sowie Flexibilität – es handelt sich oft um nur tageweise Anstellungen, sowie Nachtschichten – und Stressresistenz – vor allem in der Endfertigungsphase gibt es oft knappe Abgabetermine).
Außerdem sind folgende Fertigkeiten wichtig: Technisches Verständnis und Interesse, Bereitschaft zur ständigen technischen Weiterbildung; Erfahrung mit non-linearen Schnittsystemen (Avid Media Composer, Final Cut Pro, Adobe Premiere, Davinci Resolve etc.), Adobe Photoshop, Adobe After Effects und Mac- und PC-Computern, aber auch mit Doku- und Multi-Kamera-Show-Formaten, sowie deren Verwaltung; fundierte technische Kenntnisse der Fernseh- und MAZ-Technik.
Einstiegsmöglichkeiten sind Praktika im Bereich Schnitt bei Fernsehanstalten oder bei Film- und TV-Produktionen, das kontinuierliche Anlernen durch erfahrene Filmeditor*innen, sowie die Ausbildung zum*zur Bild- und Tonassistent*in.
Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bieten unter anderem die Spezialisierung bzw. Ausbildung zu „Tonschnitt und Sounddesign“, „Filmeditor*in“ oder „Mediengestalter*in“.